Ausbau und Aufstockung des fünfgeschossigen Bunkers

Haltenhoffstraße 11 | Hannover

Zur direkten Beleuchtung der ausschließlich nach Norden orientierten Wohnungen werden durch die geschlossene Südwand des ehemaligen Bunkers «light-tubes» gebohrt, die den Kunstlichtbedarf in den Wohnungen reduzieren. Diffusoren steuern das gebündelte Licht und sorgen für eine ausgewogene Lichtverteilung im Raum. Der gesamte Bunker erhält auf der Innenseite der 2m starken Stahlbetonwände eine dampfdiffusionsdichte Schaumglasdämmung. Zur Steigerung des Wohnkomforts erhält die Raumseite eine gemauerte Lehmschale. Die Verwendung von abgeschirmten Elektrokabeln in den Wohnbereichen wehrt potentiellen Elektrosmog ab Zur „Renaturierung“ der überbauten Fläche wird die Dachfläche extensiv begrünt. Die Verwertung von einzelnen Abfallbestandteilen ist deren Beseitigung vorzuziehen. Hierzu ist die getrennte Erfassung der Abfallfraktionen sinnvoll. So erhält jedes Apartment einen dreiteiligen Abfallsammler für Papier, Verpackungen und sonstigen Hausmüll sowie eine Ablage zur Sammlung von (Glas- und Flaschen. Die Abfallsammlung kommt mit ~900cm2 Standfläche pro Apartment aus.

Der ehemalige Bunker – in seiner starren und massiven Präsenz im städtischen Gefüge Hannovers – soll als bauliche Ressource einer zeitgemäßen Nutzung zugeführt werden. Ziel des Bauträgers ist – neben dem wirtschaftlichen Erfolg des Projektes – die Anforderungen der lokalen AGENDA 21 exemplarisch zu verwirklichen.

Entwurfskonzept und Baukonstruktion
In der Nachkriegszeit wurden 4m breite Schlitze in die Bunkerwände eingestemmt, um diesen als Bunker unbrauchbar zu machen. In diese gebäudehohen Wandschlitze werden nun neue, thermisch hochwertige Fenster mit luftdichten Anschlüssen wärmebrückenfrei eingebaut. Durch seitlich an den geschossenen Fenstern angebrachte Reflektoren, wird die Versorgung der Wohnräume mit natürlichem Tageslicht an den Ost- und Westfassaden des ehemaligen Bunkers unterstützt. Die Reflektoren können manuell nachgeführt werden und beleben abwechslungsreich das Erscheinungsbild der Fassade.

Technik
Der ehemalige Bunker bietet hervorragende Voraussetzungen zur Integration eines solar gestützten Langzeit-Wärmespeicherkonzeptes. Die Dachflächen der Aufstockung nehmen – konstruktiv optimiert und architektonisch ansprechend – 320m? Warmwasser-Kollektorflächen auf. Der für andere Nutzungen unbrauchbare Keller wird als Warmwasserspeicher verwendet. Nach ihrer Dämmung und Auskleidung mit einer Tankfolie werden die Kellerräume mit 540m Wasser geflutet, ohne dass Standsicherheits- und Gründungsmaßnahmen durchgeführt werden müssen. Über die Kollektorfelder auf dem Dach der neuen Aufstockung wird im Sommer der Tank im Keller geladen. Die Sommersonnenwärme wird im Winter und im Verlauf der Heizperiode für die Gebäudeheizung und Warmwasserbereitung wieder entnommen. Für den technisch bereitzustellenden Rest-/ Spitzenwärmebedarf wird ein CO2-armer Gas-Brennwertkessel im Keller installiert. Die Lüftungswärmeverluste werden durch feuchtesensorgesteuerte Frischluftzuführung begrenzt, die den erforderlichen Mindestluftwechsel und auch den Feuchtehaushalt regelt.
In der dreigeschossigen Aufstockung entstehen neun Eigentumswohnungen mit Aufzug und großzügigen Nutzungsangeboten der bepflanzten Dachterrassen. Durch modale Kombinationen werden Wohneinheiten von 45m bis 135m‘ angeboten. Die Regenwassersammlung wird zur Substitution der üblichen Trinkwasser-Toilettenspülung vorgesehen. Für den Einbau von Regenwasserkammern bietet der Keller ausreichend Platz. Einsparmöglichkeiten bei der Trinkwassernutzung liegen in der Auswahl besonderer Armaturen und Objekte, wodurch der Benutzungskomfort nicht eingeschränkt wird. Fassadenberankung und räumliche Pflanzstrukturen werden als gestalterisches Element an den Fassaden eingesetzt und bieten zahlreichen Kleintieren Lebensraum.
Verbrauchs gerechte Abrechnung fördert bedarfsgerechten Konsum
Deshalb werden alle Verbrauchswerte Wohnungsweise gemessen. Jede Wohnung erhält einen Warmwasser- und einen Kaltwasserzähler. Auch der Heizwärmeverbrauch soll verbrauchsgerecht abgerechnet werden können.
Verkehr und Pkw-freies Wohnen
Eine 4kW peak Photovoltaikanlage soll im Netzparallelbetrieb eine „Solarstromtankstelle” für Elektromobile bedienen. Die Anlage kann Strom für eine Fahrleistung von 15.000km/a bereitstellen. Die Vermietung von Elektrofahrzeugen wird von einer electric-car-sharing-Gesellschaft in den Geschäftsräumen des ehemaligen Bunkers angeboten.