Kindertagesstätte
Berlin-Charlottenburg | Olbersstrasse
» Fertigstellung: 1983
Die großflächige Überbauung der Südterrasse des Gebäudes aus den 30`er Jahren mit einem Glashaus für den temporären Aufenthalt ist das gebaute Ergebnis eines Seminarwettbewerbes der damaligen Studenten Christian Hartmann und Ingo Lütkemeyer an der TU-Berlin am Lehrstuhl für klimagerechtes Bauen, Prof. Hasso Schreck. In einem Praxissemester hat anschliessend Christian Hartmann unter verantwortlicher Anleitung von Günther Ludewig – damals Wissenschftlicher Mitarbeiter dieses Lehrstuhls – im Auftrag des Bezirksamtes Charlottenburg die Ausführungsplanung gefertigt. Errichtet wurde das Bauvorhaben unter der Bauleitung des Hochbauamtes Charlottenburg.
Für die Stabilisierung des Raumklimas im Glashaus werden luftdurchströmte Stein- bzw. Betonspeicher eingesetzt, die die gewonnene Wärme aufnehmen, um sie nach Sonnenuntergang wieder dem Glasraum zuzuführen.
Im Sommer vermeidet die freie Überlüftung des Sonnenschutzes der Süddachfläche eine Überhitzung des Glashauses. Der Abstand zwischen Sonnenschutz und Glasfläche wurde so groß gewählt, dass – ähnlich wie bei einem Luftkollektor – die erwärmte Luft durch freie Strömung gut aufsteigen kann. Deshalb wurden auch keine quer zur Strömungsrichtung liegenden Pfetten oder Dachtragwerke eingebaut sondern parallel zur Strömungsrichtung verlaufende Holz-Fachwerkbinder. Durch die Firstlüftungsklappen entweicht die Luft nach aussen, an der Südtraufe tritt sie in den „Luftkollektor“ ein.
Um das Eindringen von Schlagregen – z.B. plötzlicher Gewitterregen – zu vermeiden, wurden die Firstlüftungsklappen senkrecht stehend und nach aussen öffnend entworfen, während die unteren Zuluftöffnungen durch die Traufe geschützt sind. Sollte dennoch Sprühregen einmal eindringen so lange die Klappen noch geöffnet sind, sollte das der Nutzung des bepflanzten Glashauses – im Unterschied zu den sonstigen Kita-Funktionsräumen – nicht abträglich sein.
In der Übergangszeit wird die solar erwärmte Luft am First gesammelt und mit Hilfe eines kleinen Ventilators durch den Röhrenspeicher unter die Terassenempore geführt. Die Luft erwärmt den Speicher, kühlt sich dabei ab und tritt anschließend wieder in das Glashaus ein. In dieser Zeit arbeitet das Lüftungssystem im Umluft-Betrieb, d.h. First- und Traufklappen bleiben geschlossen.
Nach Sonnenuntergang wird die Luftzirkulation mit dem selben Ventilator aufrecht gehalten, so dass die tags gespeicherte Wärme wieder abgerufen und die Nutzungsdauer des Glashauses verlängert wird.
Der Ventilator und die Stellmotoren der Lüftungsklappen sind die einzigen Energieverbraucher (Strom), die zum Betrieb des sonst passiv-solar funktionierenden Systems benötigt werden. Wegen des Einsatzes dieser Hilfsenergie werden solche Systeme als Hybridsysteme bezeichnet.
Im Winter profitiert das Glashaus von der direkten Besonnung.
Das Glashaus wird ausschließlich passiv-solar geheizt (hat also keine Zusatzheizung – bedarf keiner fossilen Heizenergie) und reduziert durch seine Angliederung die Transmissionswärmeverluste des Altbaues. Es ermöglicht den Kindern, auch bei Regenwetter „draußen“ zu spielen und zu toben.